Rami Saari
Für Dganit
In der Woche die wir gemeinsam in der grauen Stadt im Norden verbrachten –
winterlich, ärmlich und verregnet – und wir selbst so frohgestimmt:
nicht ohne Bedenken glücklich, jeder für sich jämmerlich
auf seinem Weg, habe ich mich recht oft und öfter gefragt, ob es
eine Kluft gibt, Spanne oder Grenze, die auf die eine oder
andere Art trennt zwischen dir die großzügig ihr Geld ausgibt
und mir der sich seinem Glück versagt. Nein. „Absolut nicht”,
erwiderte ich ein ums andere Mal, damals wie auch jetzt.
Und wenn ich, der ich nicht rauche, noch immer eine Kippe schnorre
bei dem Polizisten, schön von Gestalt, sitzt auf einen Kaffee mir
gegenüber in diesem trübseligen, wundervollen und
grässlichen Bahnhof, meiner Ansicht nach ein Schlaf-
sack wacher Erinnerungen, eine Fundgrube
für Erlebnisse, die selbst die Ewigkeit überdauern, so doch nicht
weil ich vergleichen und sehen muss wer das
dickere Portemonnaie hat, bei wem
die Scheine so aussehen und die Groschen und Pfennige anders,
sondern weil die Bejahung und Verweigerung des Lebens
ein Volk sind, eine Lebensdroge und Speise für Könige
sogar für den Verkäufer alles Gestrigen
und erst recht
für den Pionier der ein frisches Morgen baut
das niemand hochrechnet
und trotzdem aufgeht.
Aus dem Hebräischen von Gundula Schiffer
Poetin nr. 27 (Herbst 2019)